Die Baumeister Singer und Hueber

 

Nachdem im 17 und Anfang des 18 . Jahrhunderts großteils auswärtige Baumeister in Kitzbühel tätig waren, siedelte sich 1745 Kassian Singer in Kitzbühel an. Sein Vater, Jakob Singer, war Baumeister in Schwaz und errichtete zahlreiche Kirchen im Tiroler Unterland, der Onkel, Hans Singer, schuf darin Stukkaturen und sein Cousin, Franz Singer, war in der Umgebung von Innsbruck tätig, wo er mit der Pfarrkirche von Götzens eine der bedeutendsten Rokokokirchen Tirols erbaute.

Kassian Singer erhielt seine erste Ausbildung beim Vater, verbrachte dann seine Wanderjahre in Niederösterreich, wo gerade die großen Barockklöster erbaut wurden, und war danach in Oberungarn tätig. Nachdem er sich als Baumeister und Stukkatour in Kitzbühel niedergelassen hatte, war er der führende Kirchenbaumeister im Tiroler Unterland und brachte neue Formen in die SakralarchitPfarrkirche Brixenektur. So verwendete er meist ovale Flachkuppeln anstatt des traditionellen Tonnengewölbes und ließ auch in der Gestaltung von Grundriß und Fassade Elemente des Spätbarock und des Rokoko einfließen. Neben den Kirchen von Waidring, Jochberg, Haus im Ennstal und Strobl am Wolfgangsee errichtete er auch Teile des Klosters Mondsee. Kassian Singers bedeutendstes Werk aber ist die Pfarrkirche von Hopfgarten im Brixental. Die elegante Doppelturmfassade dieses mächtigen Gotteshauses ist schon ganz in den Formen des Rokoko gehalten. Von Singers zahlreichen Stukkaturen sind vor allem die qualitätvollen Rokokodekorationen in Jochberg und in der Kitzbüheler Rosakapelle zu nennen.
Nach dem frühen Tod Kassian Singers
( 1759 ) übernahm sein Polier, Andreas Hueber, die Baufirma in Kitzbühel. Er vollendete die Pfarrkirche von Hopfgarten und errichtete mehrere Kirchen in der Tradition seines Vorgängers, dessen Stil er zu neuen Formen weiterführte. Durch den Einfluß der Salzburger Hofbauverwaltung, bei der er seine Kirchenpläne zur Genehmigung einreichen mußte, fand Hueber schließlich auch zum Stil des Klassizismus, was sich besonders in seinem Hauptwerk, der Pfarrkirche von Brixen im Thale, ausdrückt. Seine Kirchen weisen immer einen zentralen Flachkuppelraum mit angebautem Chor auf, so etwa in Going, Aschau bei Kirchberg, Itter, Zell am Ziller und Reith im Alpbachtal. Mit dem Tod Andreas Huebers im Jahre 1808 endete nicht nur der selbständige Kirchenbau im Tiroler Unterland, sondern auch die fast zweihundertjährige, fruchtbare Tradition der eigenständigen künstlerischen Entwicklung in der Stadt Kitzbühel und ihrer Umgebung.

Mag. Peter Fischer

Baumeister Andreas Hueber